Dienstag, 31. Dezember 2013

Ponyhofreitponies sind die letzten Tanzbären des 21. Jahrhunderts.
Mit einem Klos im Hals, Ingmar

Freitag, 1. November 2013

"Nachruf"

Die Momente, in denen ich Probleme mit dem System in der Landwirtschaft bekomme sind eigentlich eher selten, aber heute ist so einer.
Die älteste Kuh aus der Herde meiner Eltern, Alma, wurde zum schlachten abgeholt.
Im Februar wäre sie 18 Jahre alt geworden, war seit bestimmt 15 Jahren Teil der Herde und kein unbedeutender.
Einer der Gründe, das sie trotz geringer Milchleistung immer noch dabei war, war dass sie der Kopf der Herde war und seit Jahren für Ruhe und Ordnung gesorgt hat.
Es gab zwar immer wieder Kühe die stärker als sie waren, diese hatten aber Respekt vor ihr, weil sie zum einen schon eine Größe war als sie in die Herde kamen und sich Alma zum anderen nie an den Scharmützeln beteiligt hat in denen sich die Rangordnung immer mal wieder ändert.
Wenn sie gestoßen hat, dann meistens um Unruhestifter in die Schranken zu weisen.
Alma war eins der ersten Rinder die in die Herde kamen als ich anfing auf dem Hof und im Stall zu helfen und war über Jahre eine konstante.
Von den vielen Kälbern die sie hatte waren fast alles Bullen, unter anderem Adam der zeitweise unser Zuchtbulle war.
Ihr letztes Kalb war allerdings weiblich und an ihr ist es nun das Erbe weiter zu tragen.
Alba die weiße.

Nachdem Alba geboren wurde bekam Alma ziemlich bald Mastitis und wurde Amme für zwei Kälber, wofür sie aus der Herde genommen wurde und auf der anderen Seite des Futtertisches mit den beiden in einer Box stand.
Es brach einem fast das Herz wenn man sah wie sehr sie litt nicht mehr mit den anderen zum Melken gehen zu können.

Trotz Arthritis im Alter war sie immer mit von der Partie.
Die schmerzen die sie beim Laufen hatte, waren am Ende

auch der Grund das man sie nicht mehr länger behalten konnte. Ein halbes Jahr lief sie noch Milch zu geben oder trächtig zu sein mit. Mein Vater hat mir eine SMS geschrieben das sie heute abgeholt wurde und das sie nicht hat getrieben werden müssen. Das mag vielleicht alles nicht so ganz nachzuempfinden sein, aber die Kuh war besonders.

Mittwoch, 9. Oktober 2013

Artikel in raum&zeit

Nun ja, wer den Blog liest wird festgestellt haben, dass ich ab und zu mal etwas schreibe.
Wer mich kennt, weiß dass ich auch sonst ab und zu mal schreibe - aber kaum wer wusste, dass ich einen Artikel im bald erscheinenden raum&zeit-Themenheft geschrieben habe.

Gestern habe ich die gelayoutete und etwas gekürzte Version meines Artikels gesehen und für gut befunden und bald bekomme ich zwei Belegexemplare die mir dann auch noch beweisen, dass ich jetzt nicht nur als Dichter in renommierten Druckwerken vertreten bin.

Als Beweis ein unleserlicher Screenshot:


makeCSA

Vor ein paar Monaten war ein Filmemacher hier auf dem CSA Hof Pente und hat Bilder für Imageclips aufgenommen.
Die fertigen Videos sind seit ein paar Wochen im Netz, ich habe bislang nur versäumt sie hier vorzustellen:

Der längste, in dem ich auch zu Wort komme, allerdings nur nuschele weil ich gedacht habe das wäre eine Unterhaltung zwischen Stefan dem Filmer und mir, aber seht selbst (wo ich vom Trecker aus so fuchtele schicke ich übrigens die Kinder schimpfend vom Roder weg, es ist keine romantische Geste wie der Film versucht darzustellen):



Das ist mein Lieblingsclip mit meinem Lieblingsbasti.
Die Geschichte dahinter ist, dass Basti mal eine Hofführung für ein Pärchen gegeben hat, das Interesse hatte Mitglieder zu werden. Er hat ihnen im Laufe der Führung jeden negativen und nervigen Aspekt einer CSA-Mitgliedschaft dargelegt und im Anschluss haben sie direkt unterschrieben.
Ich habe dann vorgeschlagen so einen Clip zu machen und die Mehrheit auch gegen die Skepsis meines Chefs überzeugen können.
Also im Grunde ist das des Teufels Beitrag in Gottes Werk:



Das Folgende ist ein sehr niedlicher Clip im Stile von Dingsda oder so ähnlich, die beiden Großen von Tobi und Julia, Johanna und Friedmut erzählen was eigentlich so läuft:



Im nächsten Clip bin ich in verschiedenen Rollen zu sehen, als Trainingsjacketragender SV-Wilzenberg-Hußweiler-Promoter, als Traktorfahrer bei Schlupfstudien am Standart Star, als Kindersitz für Arvittchen, als Hühnermobilvorbereiter und als bärenstarker Kistenschlepper.
Im Grunde also eine Ing-man-Show, zwischen all dem Sex sells aber noch als Botschaftsträger Kinder und Pflanzen.



Das nächste Video ist "Der Weg der Gurke", wie sie verpasst haben es zu nennen.
Es bedarf eigentlich keiner Beschreibung. Die Rasanz des Schnitts und der Bilder ist atemberaubend, aber seht selbst:



Und das letzte Video ist das in dem die Leute die bei CSA mitspielen sagen was sie, außer Bauer, noch sind.

YouTube-Dokumentationen

Darniederliegend, hingestreckt von den letzten Zügen einer Mandelentzündung habe ich mir heute ein paar Dokumentationen auf YouTube angeschaut - landwirtschaftliche tatsächlich.
Und sehr inspirierende.

Mutter Schulze - Arbeiten wie vor hundert Jahren

Also wer sich da selbst mal inspirieren lassen möchte:
Eine echte Kante, aber trotzdem schön anzusehen.
So kann das gehen wenn man die Arbeit als gegeben hinnimmt und sich danach über das freuen kann was man hat.



Der Bauer ist eine junge Frau

Eine weitere ist über zwei junge Frauen die Höfe übernehmen.
Auch inspirierend hart und optimistisch die beiden, wäre mal interessant zu erfahren was aus der jüngeren geworden ist. Bei der älteren kann ich mir vorstellen, dass alles so läuft, aber die jüngere will es doch sehr übers Knie brechen hab ich das Gefühl.
Aber sie würde auch weich fallen falls es nicht klappen sollte:



Landwirtschaft - Das ganz große Geschäft der Konzerne

Die folgende Doku macht ein bisschen Angst. Sie beschreibt ganz schön in was für einer Zwickmühle sich die Landwirte befinden und wie krank das konventionelle System, und darin eingebettet das gesamtlandwirtschaftliche System ist in dem wir ökologischen Landwirte ebenfall stecken, ist.
Und es zeigt etwas was viele Biobauern nicht wahrhaben wollen: es gibt auch Landwirte die konventionell sind und sich trotzdem Gedanken machen.
Und andere Wege gehen auch wenn es keinen Cent extra dafür gibt. Nur schauen.


Jakob, Sepp und Hans im Glück: Schweizer Bauern in Russland

Die Doku zeigt vor allem Sicherheits- und Zweckpessimisten wie mir, dass auch Leute deren Karrieren im Grunde als gelungen anzusehen sind trotzdem nochmal einen Neubeginn wagen.
Das lässt mich vor allem auch ein bisschen weniger angstvoll auf meinen eigenen Einstieg in die Selbstständigkeit schauen. Diese Bauern haben es zum Teil zwei Mal gemacht, genau wie viele aus den beiden vorher verlinkten Dokus.


Wer übernimmt den Hof: Bauern suchen Nachfolger

Die hatte ich im Rückblick über die vielen Dokumentationen heute schon fast vergessen.
Als aus der Landwirtschaft kommender belächelt man oft ein bisschen die Vorstellungen der Quereinsteiger, aber wenn man dann mal sieht wie viel Menschen aufgeben können um Bauer zu sein..
Vor allem wo ich ja doch immer noch ein bisschen am zweifeln bin, ob die Landwirtschaft wirklich die bessere Alternative zu einem Angestelltenjob mit weniger Arbeit aber mehr Geld und Sicherheit wäre.
Plus als jungem Landwirt steht mir eine Hofübernahme ja auch noch bevor:


"Radikaler Selbstversorger-Bauer in Deutschland"

Ich weiß nicht wie der Titel in Wirklichkeit ist, aber mit der Doku hat es für mich heute angefangen und der Kreis schließt sich ein bisschen.
Ganz oben steht die hadernde Kante Mutter Schulze die es einfach aus der Not und Gewohnheit heraus macht und die praktisch eine Ausgeburt der der Landwirtschaft innewohnenden Härte ist und hier steht der alternative und gebildete *Namen vergessen...was langes mit G*, der mindestens genau so wütend auf die Gesellschaft ist, aber der sich das ganze ausgesucht hat und konsequent aber auch irgendwie menschlich und auf eine Art charmant hier ganz in der Nähe sein kleines Ding am laufen hält.

Mittwoch, 25. September 2013

Beispielhafter Post!

Ein sehr schöner Artikel über den Anbau von Supermarkt-Tomaten.
Schön beobachtet und gut und differenziert beschrieben.
Habe den Blog sonst noch nicht gelesen, werde ihn mir aber abonnieren und ihn weiter verfolgen.

http://wurstsack.blogspot.de/2013/09/zu-besuch-bei-den-supermarkt-tomaten.html

Bild aus dem oben verlinkten Artikel.

Samstag, 21. September 2013

Klein&Fein: Einblick in die Milchkuhfütterung

Ergänzend zu dem kommaüberladenen Post von vorher ist mir die Dimension die der Gedanke auch in Richtung Milch hat aufgegangen.

Wenn man sich die Ration einer konventionell gefütterten Kuh im Vergleich zu einer Demeter-Kuh anschaut, kommt man ins grübeln.
Unsere Milchkuhherde bei mir zuhause ist, nach meinem argumentieren, auch nicht perfekt gefüttert.
Ich habe ja gemeint, dass es sich unspezialisiert am besten und vielfältigsten füttern lässt.
Das stimmt auch.



Ein gewisser Teil des Futters ist Feldfutter, sprich vorher eingesätes Grün- und Mahdfuttergemenge, das aus einer überschaubaren Zahl an Komponenten besteht.
Beispielsweise zwei bis drei Gräser und zwei, drei oder vier Leguminosen wie Rotklee, Weißklee, Wicke, Luzerne oder Inkarnatsklee, Gelbklee..
Zusätzlich gibt es noch Heu und auch selbst abzufressendes Gras von Weiden mit längerer Bestandzeit, das dann Standortabhängig sehr unterschiedlich sein kann.
Es kann die ganze Spannweite von feuchten Fettwiesen mit Sauergras- und Binsenanteil bis zu trockensten Magerwiesen mit Thymian und sonstigen Kräutern haben.
Was ich, bevor ich jetzt gleich über die konventionelle Milchkuhration herziehe, sagen wollte: in der ökologischen Landwirtschaft ist es nicht perfekt, aber doch einigermaßen vielfältig.

Eine konventionelle Milchkuhration wird über das Jahr hindurch möglichst gleichmäßig und energiereich gehalten.
Entsprechend wird zum Teil 365 Tage im Jahr im Stall gefüttert, die Kühe kommen, wenn sie Glück haben, während der Trockenstehzeit (die bisschen mehr als anderthalb Monate vor dem nächsten Abkalben) auf die Weide.
Ansonsten gibt es eine Mischung aus Grassilage, Maissilage, Kraftfutter, Mineralfutter und Stroh.
Diese Mischung wird über das Jahr hindurch möglichst wenig verändert.
Der Weidegang wird auf die milchlose Phase beschränkt, weil die Tiere im Weidegang unmöglich vergleichbare Energiedichten wie im Mischfutter aufnehmen könnten.
Das Silofutter hat, durch die Fermentation die das halbfeuchte Gras durchläuft, schon erste Aufbrechprozesse der Kohlehydratketten hinter sich, wodurch das Herankommen an die Energie weniger Aufwand vom Verdauungsapperat der Kuh bedarf.
Das jung gemähte Gras ist eiweißreich und durch das Silieren "leicht verdaulich".

Was nett klingt, vor allem weil wir Menschen unser Essen ja auch durch kochen so behandeln, dass es leichter verdaulich ist, ist in Wirklichkeit aber ein Verbrechen gegen den Verdauungsapperat der Kuh.
Rinder haben die einzigartige Fähigkeit Proteine zu generieren wo keine existieren.
In einer finnischen Studie hat man irgendwann mal Kühen Futter gefüttert, dem künstlich jegliches Eiweiß entzogen wurde und sie haben trotzdem noch 1500kg Milch mit normalem Proteingehalt gegeben (Das ist jetzt unprofessionell quellenlos, aber wer sich dafür interessiert wird es schon finden und auf Wunsch würde ich mich auch auf die Suche begeben).
Was ich damit meine ist, das eiweißreiche und schon vorher teilweise aufgeschlossene Futter belastet die Organe der Milchkühe.
Das übermäßige Eiweiß belastet die Leber und die Harnstoffwerte in der Milch steigen.

Wer meine "beispielhafte" konventionelle Milchkuhration nochmal durchschaut und sich wundert, dass sie zum Teil aus  Stroh besteht, wundert zurecht.
Das Problem, das bei solch intensiven Rationen festgestellt wurde, war dass die Tiere bei solchem halb-aufgeschlossenen Futter keinen Wiederkäu-Reiz verspüren und ein guter Teil des energiereichen Futters ungenutzt den Verdauungstrakt passiert.
Beim Wiederkäuen wird das Futter wieder und wieder ins Maul der Kuh hochgewürgt und mit Speichel vermengt zerkaut und vermatscht, wodurch an immer neue und immer hartnäckiger verschlossene Kohlehydrate herangekommen wird.
Der Wiederkäureflex wird durch etwas ausgelöst, was in der Landwitschaft umgangssprachlich "pieksen" genannt wird.
Silage ist eine weiche schwere Masse und piekst nicht.
Heu ist sogenanntes Rauhfutter und piekst, es muss häufig wiedergekaut werden damit die Kuh an die in ihm liegenden Reserven kommt. Je grober das Heu ist, desto mehr piekst es.
Mit dem Wissen wird in die wenig zum Wiederkäuen inspirierende Futterration grobes Heu ("Pferdeheu") oder Stroh reingemischt, das an sich wenig Energie mitbringt, aber sehr stark piekst.

So wird der Rauhfutterverwerter Kuh, der aus ausgewaschenen und getrockneten Grashalmen Milch machen kann, dahin geführt, eine intensivste Futtermischung, die der Organismus im Grunde nur zur Hälfte verdaut wieder hinten raus kötteln würde, mit allen von der Evolution ausgefeilten Verdauungsmechanismen anzugehen und eine Milch herzustellen, die eigentlich das ist was vorne rein kommt. Nur in weiß.
Dasselbe in weiß sozusagen.

In der Schweiz, in Österreich und in Süddeutschland ist Heumilch bereits ein Qualitätsbegriff.
Alpenmilch könnte auch einer sein, ist aber ein irreführender - intensives, angesätes Ackerfutter wird als "Alpenmilchgrundstoff" durchgehen gelassen, solange es aus der Alpenregion kommt.

Das feuchte Milieu der regulären Grassilage, mit einem Feuchtigkeitsgehalt von oft 65-70% fördert aber auch die Entwicklung und Verbreitung von Colibakterien und Clostridien, die durch unsaubere Futtergewinnung und eventuell einsilierte Tierleichen in das Futter kommen und zum Teil sowohl den Verdauungsprozess, als auch das Verkäsen (und sogar das Pasteurisieren) überstehen.

Bei der Verkäsung von Rohmilch, bzw. beim Käsen ohne Zusatzstoffe muss deswegen schon bei der Futtergewinnung auf absolute Sauberkeit geachtet werden, ein Grund zum Beispiel, dass in der konventionellen Futtergewinnung für Silage und Heu tiefer gemäht werden kann, als für die ökologische Fütterung.
Im Käseprozess kann der Milch das Enzym Lysozym zugesetzt werden (Lebensmittelzusatzstoff E1105), das verhindert, dass die Bakterien, die über den Schmutz ins Futter gelangten und sich beim Pasteurisieren verkapseln, arbeiten und den Käse zum blähen bringen.
Bei Temperaturen über 14°C dauert das ohne Zusatz von Lysozym, das in der EU ausschließlich in der Reifkäseherstellung zugelassen ist, drei Wochen, bei Joghurt und ähnlichen Produkten kann darauf verzichtet werden, weil sie direkt nach der Herstellung in die Kühlung gehen und dadurch das Milieu zu kalt für die Entwicklung der Bakterien ist.

Das gute an einem eigenen Blog ist, dass ich einfach von Kuchen backen auf Pobacken kommen kann und von einem Angriff auf die intensive und nicht artgemäße Fütterung auf die Probleme die diese für die Weiterverarbeitung mit sich bringt.
Ein Satz aber noch zur generellen Geißelung der konventionellen Rinderhaltung, vielleicht auch als Vorgriff auf einen zukünftigen Post: nicht jeder konventionelle Landwirt hält seine Milchkühe vom Weidegang fern und als jemand der versucht die Leute nicht immer über einen Kamm zu scheren möchte ich auch sagen, dass konventionelle Landwirte nicht unbedingt Unmenschen im Vergleich zu ökologischen sind.
Es kommt immer auf den einzelnen Menschen drauf an und was für ein Verhältnis der zu seinen Tieren hat.

Montag, 16. September 2013

Klein&Fein

Ein Gedanke der mir gerade gekommen ist, der im Grunde als sehr massives Argument für kleinteilige, vielfältige Landwirtschaft genommen werden kann, ist, dass die Dinge im Grunde immer am besten schmecken, wenn sie in kleinen, unwirtschaftlichen Zusammenhängen entstanden sind.
Gekommen ist mir der Gedanke als ich gerade vor den drei Schweinen gestanden habe, die meine Eltern zuhause auf dem Hof von dem ich komme halten, um die Molke und die Abfälle zu verwerten.
Wenn die Schweine zum Schlachter gehen, werden sie regelmäßig gefragt, ob sie nicht Lust hätten mehr Schweine zu mästen und sie an den Metzger zu verkaufen.

Die Schweine fressen viele verschiedene Sachen, zu einem guten Teil auch so Sachen wie abgelaufenen Joghurt oder Käsebruch der vom Käsen übrig geblieben ist, dazu noch Gemüsereste und Molke.
So haben sie einen vielfältigen Speiseplan, der sie gesund wachsen lässt.

Ähnlich ist es mit den Hühnern die hier auf dem Bornwiesenhof (auf dem ich gerade auf Heimatbesuch bin) frei herumlaufen.
Das Hühnermobil ist meiner Meinung nach die artgemäßeste Weise Hühner intensiv zu halten und auch die Eier sind geschmacklich die besten die man so kaufen kann - allerdings ist der Sprung von Hühnermobileiern zu den Eiern die die Hühner die bei mir zuhause komplett frei herumlaufen und sich auf Triebwegen, in Hecken, auf dem Futtertisch im Stall und überhaupt auf dem ganzen Hofgelände ihre Mahlzeiten selbst zusammensuchen können, unglaublich.
Meiner Meinung nach nochmal ein solcher Qualitäts- und Geschmacksunterschied wie zwischen konventionellen Eiern und Hühnermobileiern.

Wenn ich höre, wie Verwandte von Kollegen, die mit Bio nichts am Hut haben, erzählen, dass sie die Kartoffeln, die besagte Kollegen als Gastgeschenk mit zu den Verwandten gebracht haben, an alte Nachbarn weitergegeben haben und diese mit Tränen in den Augen gemeint haben, sie hätten seit ihrer Kindheit keine Kartoffeln mehr mit Geschmack gegessen, dann fühle ich mich in dem Gedanken auch bestätigt.

Wenn ich mir im Gegensatz dazu dann vor Augen führe, wie ein Demeter Hof am Bodensee im Moment einen "großen" Schweine-Maststall baut in dem bald 250 Schweine mit Breifütterung gemästet werden, dann kommt mir das fast wie eine Farce vor - Demeter ist zwar der Anbauverband mit den am engsten Gestrickten Vorschriften, trotzdem sind immer noch Welten zwischen den einzelnen Betrieben.
Zwischen den drei Mastschweinen bei mir zuhause, den 40 im Freilauf auf Pente oder den 250, deren Portion jeden Tag exakt gleich aussehen wird und aus gekochten Gemüseresten und Kartoffeln, Getreide, Molke, Eiweißergänzer in Form von Leguminosenschrot und Wasser zu Brei gemischt und maschinell in die Tröge gepumpt wird.
Überall kann man Demeter aufs Etikett schreiben, aber die Schweinchen zuhause sind für den Eigenbedarf, oder eventuell noch für Verwandte, die auf Pente sind exklusiv für die Mitglieder - und die die dann nicht ganz so geil sind, kann man im Bioladen als Demeter-Schweinefleisch kaufen.

Da lobt man sich doch manchmal, dass man Insider ist und an der Quelle der guten Sachen sitzt.
Oder man sollte CSA-Mitglied werden, dann kann man mitbestimmen was auf seinem Teller landet - und sicher sein was es ist.
In dem Sinne viele Grüße aus dem Hunsrück.

Sonntag, 28. Juli 2013

Die Krux mit den Hühnern #2

Meine Zweifel an dem klassischen Legehennensystem habe ich ja schon in "Die Krux mit den Hühnern" vor ein paar Wochen beschrieben.
Inzwischen gab es ein paar positive Rückmeldungen, die mich ermutigt haben mich nochmal bisschen in die Materie zu vertiefen.

Da die Rückmeldungen zum Teil aus dem Kreis der Mitglieder unserer CSA-Gemeinschaft kamen, habe ich gestern Nacht in meinen Hühnerbüchern und dem Internet gestöbert, um eine Auswahl von Rassen zu bekommen, die als Rassehühner sowohl für die Mast der Bruderhähnchen, als auch für den Legebetrieb geeignet sind - sprich sich in der Eierleistung möglichst den Lohmann-Hybriden annähern.

Das Ergebnis war ein bisschen ernüchternd, die "Lohmann Brown Classic" die wir auf Pente in den letzten Jahren hatten, legen in einer 12-Monatigen Legeperiode laut Lohmann etwa 300 Eier, bei uns werden es vielleicht um die 285 sein.
Die meisten Zwiehuhnrassen (Zweinutzungs-) die für mich interessant schienen legen laut Rassebeschreibung, was höchstwahrscheinlich z.T. nicht so intensiv auf Leistung zielt, realistisch zwischen 160 und 240 Eier, wobei die meisten so zwischen 180 und 200 liegen.

300 gegen 240 geht ja noch, aber schon 200 Eier wären ein Drittel weniger von Tieren mit schlechterer Futterverwertung.

Als ich meine "Ergebnisse" und Bedenken heute auf dem Hof ein bisschen herumgetragen habe, wurde ich wieder bisschen auf den Boden gebracht und an meinen eigenen Ansatz erinnert - meine persönliche Meinung ist, dass 300 Eier pro Henne und Jahr utopisch und nicht gesund ist.
Fertig aus.

Als Bauer denkend allerdings, gibt es da noch den Ansatz der Wirtschaftlichkeit, die bei allem Idealismus auch immer gegeben sein muss - allerdings sollte man sich als Bioeierzeuger, Biobauer oder -konsument der die Menschen immer anhält doch die Augen offen zu halten, der vor Monsantos mit ihren Monopolen warnt, an die eigene Nase greifen und sich überlegen was das mit den Cuxhavener Hennen denn eigentlich ist - ein Drittel aller weltweit verzehrten Eier kommt von Lohmann-Hennen aus Cuxhaven.
Just saying.

Auch ist der Wegwerfgedanke bei lebenden Tieren ein, wie ich glaube, auslaufender Ansatz - in der Rinderzucht wird jetzt auch wieder mehr darauf geachtet, dass die Tiere mehr als nur ein oder zwei Laktationen durchhalten.
Biobauern haben sich in der Rinder- und z.T. auch in der Schweinezucht von den konventionellen Linien bzw. Kreuzungen verabschiedet und versuchen alte Rassen züchterisch zu bearbeiten und dadurch in ihrer Vielfalt zu erhalten und trotzdem marktfähig zu sein.

Bei Mastschweinen kenne ich mich nicht aus, bei den Holstein-Rindern gibt es aber krasse Beispiele wie z.B. Hanoverhill Starbuck, einen Bullen, der 2003 Vater von 90% aller in Kanada geborenen Holsteins (und das sind bestimmt über 90% aller Milchrinder dort) und Ahn zu 65,8% der in Deutschland eingesetzten Besamungsbullen in 1999.
Das mal als Exkurs.

Den Ansatz des Verzichtens auf einen Teil des möglichen Ertrages haben die Milchbauern in der Bioszene den Hühnerhaltern voraus.
Viele züchten nach eigenen Vorstellungen in Richtung eines Tieres, das möglichst aus dem Grundfutter (Gras, Heu, (zunehmend verpöntermaßen gehört auch Silage dazu)) eine gute Milchleistung bringt und zusätzlich noch so viel Reserven hat, dass es ein paar Jahre leben kann.
Das heißt dann, dass eine Demeter-Kuh über Jahre je nach Rasse, Jahr und Lage des Hofes, aus Weidegang, Grünfutter und Heu problemlos zwischen 3800 und 6500kg Milch im Jahr geben kann.
Es geht auch bis zu 8000kg, aber dann wars das auch irgendwann.
In der konventionellen Landwirtschaft wird kaum unter 8000kg gedacht. 
Eher Richtung 10.000-12.000, am besten aber gen 15.000 und darüber hinaus.
Und für Holstein-Bullenkälber kriegt man in NRW zum Teil nur 20-40 Euro. 
Im Hunsrück immerhin noch 80-100 - aber der Kreis schließt sich, oder? 
Die Hahnenküken sind in der klassischen Hybridzucht auch wertlos.

Das jetzt auf Hühner übertragen, dann wären selbst 180 Eier nicht all zu schlecht im Vergleich von realistischen 4000kg Milch gegen 8000.
Plus, man hätte pro Henne die diese 180 Eier produziert ein Brathähnchen das auch schmeckt.

Ein weiteres Thema in dem man sich ein Beispiel an der Rinderzucht nehmen könnte, wäre das Anzweifeln des Wegwerfgedanken: in der Bioland-Zeitschrift von letztem oder vorletztem Monat stand eine Auswertung von Versuchen, wo Halter ihre Hennen durch die Mauser (Federwechsel) gebracht haben.
Für Demeter-Bedingungen müsste man das Verfahren nochmal anpassen, weil Futter-, Wasser- und Lichtentzug auch temporär nicht erlaubt ist.
Und man muss die Tiere für kurze Zeit einem körperlichen Stress aussetzen, damit sie das Legen einstellen, das Federkleid komplett wechseln und dann regeneriert für weitere Monate legen können.
Es dauert zwar zehn Wochen bis die Hennen wieder bei voller Leistung sind - allerdings ist der Futterverbrauch pro Ei dann geringer weil die Tiere nicht mehr wachsen müssen, die Herde ist ruhiger und routinierter, was auch die Verluste minimiert, die Eier sind etwas größer und nach fünf bis sieben Monaten des Legens haben sich die finanziellen Verluste gegenüber dem Austauschen der Hennen wieder angeglichen.
Plus man hat einen Durchgang geschredderter Bruderhähnchen gespart.

Ich habe gestern 23 Rassen ausgesucht und geschaut was die Leistungen in Form von Körpergewicht und vor allem Legeleistung sind.
Allerdings ist bei den allermeisten das Problem, dass sie - obwohl ursprünglich als Leistungsrasse gezüchtet - seit dem Aufkommen der Hybridkreuzungen vor einigen Jahrzehnten von Schauzüchtern am Leben gehalten wurden, die vor allem auf äußere Merkmale selektiert haben und die Legeleistung weniger im Auge hatten.

Von den 23 Rassen sind 18 Zweinutzungsrassen, ungefähr fünf sind sehr alte Rassen, die meisten der Rassen sind vor dem Aufkommen der industriellen Kreuzungen zwischen der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erzüchtet worden. 
13 Rassen können laut Standart 200 Eier, aber eher weniger.

Ich werde die Rassen kurz anhand ihres Ursprungs auflisten, wer möchte kann sie im Internet suchen und drüber lesen, sonst werde ich in einem weiteren Blogpost aber auch nochmal kurz und knapp über die einzelnen Rassen schreiben.

Deutscher Ursprung: Niederrheiner, Dresdner, Deutsches Reichshuhn, Westfälischer Totleger, Ramelsloher, Vorwerk, Deutsche Sperber, Sundheimer, Lakenfelder.
Niederländischer Ursprung: Welsumer und Barnevelder
Französischen Ursprungs: Maran und Bresse Gauloise
Amerikanischen Ursprungs: Rhodeländer, New Hampshire, Plymouth Rocks, Leghorn.
Sonst noch Australorp aus Australien, Italiener ursprünglich aus dem Süden, aber in der Form in Holland und Deutschland erzüchtet, Sulmtaler aus Österreich, Orpington und Sussex aus England und Araucana die grüne Eier legen und von denen niemand genau weiß wo sie herkommen.

Wenn man jetzt mal losgelöst von der tatsächlichen Eierzahl auf die Rassen guckt und überlegt, was einem Einbußen im ein oder anderen Bereich (Eier oder Fleisch) wert sind, kann man sich auch weitere Bewertungsansätze überlegen, was wäre es einem wert eine gefährdete Rasse zu erhalten und weiterzuentwickeln, möchte man eine bestimmte Eierfarbe oder -größe? 
Gibt es sonst spezielle Bedingungen die erfüllt sein wollen?

Ich könnte das jetzt noch weiter spinnen, aber ich denke, dass es für diesen Post, als weitere grundlegende Erklärung meiner Ansatzversuche, ausreicht.
Ich hoffe nur dass sich das Interesse aus der CSA-Gemeinschaft nicht zerschlägt, weil es ist nicht utopisch.

Ich habe mir ausgerechnet, dass, wenn 240 Menschen pro Woche im Schnitt drei Eier bekämen, 208 Hennen mit einer Legeleistung von 180 Eiern pro Jahr ausreichen würden. 
Bei mehr Eiern pro Henne und Jahr würden entsprechend auch weniger Hennen ausreichen, wobei wir ja einen Stall haben der auf 225 Hennen ausgelegt ist.
Aber im Moment ist es noch Zukunftsmusik alles auf Rassegeflügel umzustellen, im Moment wäre nur interessant einmal eine Rasse auszuprobieren.
Vielleicht entsteht aus diesen Ansätzen ja tatsächlich etwas.

Also: nächster Post mit den kurzen und knappen Portraits der 23 Rassen kommt.





Falls man sonst noch interessiert ist:
Rinderrassen die in Deutschland neben den H-F für die Milchproduktion genutzt werden:
Rotbunte und Schwarzbunte alter Zuchtrichtung, Simmentaler-Fleckvieh, Allgäuer Braunvieh, Schweizer Braunvieh, Rotvieh, Angler, Jersey, Gelbvieh plus noch einiger noch weniger bedeutender Rassen wie Pinzgauer, Glanvieh, Vorderwälder, Hinterwälder und bestimmt noch einiger mehr, die mir spontan nicht einfallen.


Nächtliche Gedanken

Um zu scheitern muss man es versucht haben - aber um es zu versuchen muss man von der Sache überzeugt sein.
Ich bin 23 Jahre alt und überlege mir gerade ob ich nicht vielleicht im Moment eine falsche Schiene fahre und die Weiche verpasse über die ich mich in einigen Jahren noch beschäftigen wird.

Ich als angehender Biobauer bin auf dem Weg einen weiteren scheiternden Versuch zu unternehmen die Welt zu retten, einiges von dem Komfort des Lebens im 21. Jahrhundert abzuwählen, um in 45 Jahren mit nichts dazustehen.
Obwohl ich schon in den Kontext hereingeboren wurde, bin ich immer noch dabei die Wichtigkeit und Realität der biologischen Landwirtschaft zu begreifen und das Wissen, dass der Rest der Welt, der nicht in dieser Regelmäßigkeit damit konfrontiert wird, nicht die Möglichkeit hat sich eine fundierte eigene Meinung zu bilden, lässt mich die oft gegenwärtige hilflose Frustration und daraus resultierende Unnahbarkeit vieler Menschen in der Szene ein bisschen nachvollziehen.

Ich versuche mich immer davor zu hüten Dinge per se zu verteufeln und zu verurteilen und ich glaube ich fahre damit auch ganz gut.
Ich habe ein paar Bauern der verschiedenen Lager kennen gelernt und gelernt, dass es überall ungefähr die gleiche Quote an Normalen, Ärschen und Engeln gibt.
In der bio-Szene gefühlt einen Tick mehr Ärsche, aber das kann an der oben beschriebenen Frustration liegen.

Mit 23 hat man Angst vor einem Arbeitsleben, das wohl noch mehr als doppelt so lange dauern wird als ich bisher gelebt habe - und ich habe keine Ahnung was da laufen wird.

Die Angst die Weichen jetzt zu stellen, bzw. den schon gestellten Weichen zu folgen und über Jahre mit dem Stress und Kampf der Selbstständigkeit konfrontiert zu sein, in denen Ehen, Freundschaften und Charaktere geprüft und strapaziert werden und nicht selten zerbrechen und Menschen am Ende, oder wahrscheinlicher, irgendwann mittendrin vor einem Scherbenhaufen stehen und nicht weiter wissen, ist beunruhigend.

Die Aussicht, nach einem Leben als Landwirt, für die letzten Jahre mit seiner Frau ins Altenteil zu ziehen würde voraussetzen, dass man einen eigenen Hof hat und seine Kinder den Job weitermachen oder zumindest vor Ort wohnen bleiben - aber das würde wiederum voraussetzen, dass man in einer Gegend verwurzelt ist und das auch vermitteln kann.
Plus, dass man eine Frau fände die mit dem Leben in der Landwirtschaft klar käme.

Der Kampf gegen die Windmühlen, den die Aufklärungsarbeit über die Wichtigkeit der biologischen Landwirtschaft mit sich zieht ist noch lange nicht gefochten und wird auch nicht einfacher.
Ich bin auch nicht dran interessiert mich beim Versuch Menschen immer und immer wieder aufs Auge zu drücken, wie wichtig es sei, nicht umgewandelte Düngepräperate und Futtermittel die aus solchen entstanden und an Tiere verfüttert wurden zu sich zu nehmen aufzureiben.
Ich möchte auch nicht meine ganze Freizeit damit verbringen nach der Zauberformel zu suchen die einem die magischen Wörter in den Mund legt um die Gefahr von krankem, mit Antibiotika bis zur Schlachtreife gepäppeltem Fleisch und Spritzmitteln, mit denen Pflanzen vor der Ernte tot gespritzt werden darzustellen.
Aber das fiele mir auch nicht ein.
Ich möchte auch von keinem vorgeschrieben bekommen was ich denken und woran ich glauben soll.
Wobei ich gut überzeugen kann.
Vielleicht sollte ich zur Gegenseite wechseln und als Lobbyist genug Geld und Urlaub zu bekommen um ein gediegenes Leben und ein gediegenes Alter zu haben.

Mit Abitur und einem ganz guten Kopf hätte ich eigentlich studieren sollen und gucken ob ich nicht irgendwo an größeren Hebeln zu sitzen komme.

Der Reiz sich im Arbeitsleben selbst verwirklichen und etwas bewegen zu können ist ein ziemlich großes Pfand auf Seite der Landwirtschaft.
Und wenn man es richtig angeht und nicht zu hoch hinaus will kann man auch ein ganz gediegenes Leben haben.
Es gibt Betriebsgemeinschaften die funktionieren und auf einem Hof um eine solche zu gründen bin ich aufgewachsen.

Nur wenn man mal durch Zufälle in einem Teilkreis der Familie sitzt, der den nichtakademischen Weg etwas von oben herab beäugt, fragt man sich doch ob man das alles will.

Fragen über Fragen.
Aber den Text habe ich vor ein paar Nächten mal angefangen, da schien die Sonne nicht und alles was kommt etwas dunkler.


Samstag, 13. Juli 2013

Was ist CSA?

Ich lerne ja seit März auf einem CSA-Hof bei Osnabrück und bekomme immer wieder mit, wie schwer es ist, das CSA-Konzept auf den Punkt zu bringen.




CSA ist die Abkürzung für "Community Supported Agriculture", was mit den Begriffen "Gemeinschaftsgetragene Landwirtschaft" oder "Solidarische Landwirtschaft" übersetzt wird.
Griffiger ist einer der Slogans von Hof Pente auf dem ich bin, "Gemeinschaftsgetragene Landwirtschaft - landwirtschaftsgetragene Gemeinschaft", finde ich.

Der Hof sucht sich Mitglieder, die über einen monatlichen Beitrag den finanziellen Bedarf des Hofes ums Jahr herum decken und bekommen dafür das, was der Hof abwirft.

Das ist es sozusagen und ganz unromantisch in aller Kürze.
Es steht aber halt noch viel viel dahinter.

Es als Abo zu sehen wäre falsch.
Es ist, wenn man es von der Realität losgelöst und wunderschön idealistisch in der Perfektion betrachtet ein freiwilliges Geben von beiden Seiten: die Höhe des Mitgliedsbeitrages ist eigenes Ermessen und er wird uns zur Verfügung gestellt, weil die Mitglieder das Projekt gut finden.
Der Gedanke sollte also sein "was ist es mir wert, dass der Hof wirtschaften kann?"
Das wars.
Der zweite Teil ist dann, dass wir als Bauern unser Gemüse nicht unter den Marktbedingungen verkaufen müssen, deswegen geben wir es an die Mitglieder die uns die Möglichkeit geschaffen haben - es ist natürlich ein geben und nehmen und viele rechnen sich aus ob es günstiger oder teurer ist als im Bioladen oder Supermarkt zu kaufen - aber ideal wäre das "Ich unterstütze ein Projekt und bekomme von diesem Projekt Gemüse und so"

Die Mitglieder sind die einzigen Abnehmer, sie haben Einblick und Einfluss auf das Hofgeschehen, es kommen hier mehrmals in der Woche Mitglieder die helfen, der Hof hat sein gesichertes Einkommen (so knapp es vielleicht kalkuliert sein mag - es ist da), die Menschen sehen wie wir arbeiten, an was wir arbeiten, wie viel wir arbeiten, sehen was dabei rumkommt, was dabei für uns rumkommt - das sind alles Sachen die im normalen landwirtschaftlichen Kontext so nicht gegeben sind.
Selbst die Höfe die versuchen möglichst Regional zu vermarkten sind irgendwie ein abstraktes Bild in den Köpfen der Kunden, bei den Mitgliedern ist es anders.

Jeden Freitag ist Abholtag, das heißt, dass die Produkte, das Gemüse, die Eier, ab und zu auch Fleisch, die in der Woche "fertig geworden sind", sprich angefallen, sprich geerntet oder geschlachtet, direkt auf dem Hof an die Mitglieder gegeben werden.
Zum Teil ist es so, dass es noch Extrageschichten gibt, wie zum Beispiel Zuckerschoten oder Erdbeeren Pflücken - und im Winter gibt es Lagergemüse.

Normalerweise müssen Landwirte jedweder Ausrichtung versuchen möglichst viel Quantität vom Acker oder aus dem Garten zu holen, wir haben knapp 200 Mitglieder, da bringt es uns nicht viel 5000 Blumenkohls zu pflanzen, nur weil der auf dem Stück wo der Kohl gerade steht gut wächst.
Es muss haushaltsmäßiger angebaut werden, wir sind im Grunde Hausgarten für 210 Menschen.
Und das ist in irgendeiner Form tatsächlich so.
Sebastian und Julia, die hauptsächlich freitags im Abholraum das bindende Glied zwischen den Mitarbeitern und den Mitgliedern bilden, kennen alle Mitglieder beim Namen und wissen die Vorlieben bezüglich der Gemüse und Bastian meinte gestern zu mir, dass es nicht nur so ist, dass die Mitglieder wissen wo das alles herkommt, sondern, dass er auch weiß wo das alles hingeht.
Und das ist das Besondere glaube ich.

Es ist wie ein erster Schritt zurück in eine tatsächliche, überschaubare und "vertraubare" Gemeinschaft, in der sich Menschen gegenseitig unterstützen und gegenseitig füreinander gerade stehen.
Die Einzelkämpfermentalität bekommt bisschen Konkurrenz vom "sich gegenseitig stützen".

Was gerade in der Landwirtschaft, sprich der Ernährung, startet, wird sich hoffentlich noch bisschen ausweiten.
Hier auf Pente gibt es einen Bauernhofkindergarten, wo Kinder, die sonst irgendwann mal mit 17 ihre erste Kuh gestreichelt hätten, die Gelegenheit haben mit Tieren aufzuwachsen.
Es gibt auch regelmäßig Abendveranstaltungen in künstlerischen, politischen und agrarpolitischen Bereichen und der Hof ist Platz für Kurse und Seminare.
Das könnte man alles noch weiter spinnen.

Im Geografieabitur gab es eine Aufgabenstellung "Das perfekte Dorf der Zukunft" skizzieren zu sollen und ich habe damals eine Utopie entworfen, in der sich ein ganzes Dorf in solch einem Kreislauf bewegt.
Unter anderem hab ich da auch das CSA gedacht - allerdings ohne davon je was gehört zu haben, aber auch die ganzen anderen Facetten des Zusammenlebens, von Babykrippen bis Altenteil im Grunde, könnten abgedeckt sein und seit Internet muss man nicht mal unbedingt in Stadtnähe sein um einem normalen Job nachzugehen.
Es ist keine neue Idee, weil "früher" war das ja alles so, aber es wäre doch sehr sehr groß ein solches Projekt auf die Beine zu stellen - Ökodörfer gibt es ja, aber eine Dorfgemeinschaft in der sich Nicht-Freaks aller politischen Couleurs (in braun gibts das schon...) unter der Fahne der Gemeinschaft versammeln wäre was krasses.

Ich hatte das Projekt fiktiv nach Rebberlah in der Lüneburger Heide gepflanzt, ein sehr kleines aber sehr schönes Dorf in dem meine Familie mal gewohnt hat als ich sehr klein war - also falls wer aus Rebberlah das hier liest, bitte melden, wir machen dann sowas.
Aber nicht dogmatisch sondern so wie es passt, wa? :D

Achso, jetzt bin ich wohl bisschen vom Ursprungsthema abgeschweift, aber ich habe ja groß und Kursiv zusammengefasst was CSA ist und bin dann bisschen in dem was CSA noch sein kann(/wird??) herum geschwommen..

Also das ist CSA.

Sonntag, 30. Juni 2013

Die Krux mit den Hühnern

Es ist ein beliebtes Motiv in den Filmen gegen die Lebensmittelindustrie: ein Arbeiter räumt Hennenställe leer; packt Hennen mit einer Hand an einem Bein, gibt sie in die andere Hand in der schon einige an ihren Füßen hängen und schmeißt sie in Kisten, in denen sie dann zum Schlachthof gefahren werden.
Es ist eine Metapher für vieles für das die moderne Lebensmittelindustrie steht: die Gesichtslosigkeit und Objektisierung der Tiere, das möglichst zeit- und mühensparende Händeln, Gefühlslosigkeit im Umgang mit dem fühlenden Tier und Herzlosigkeit gegenüber der Angst im Ausgeliefertsein.

Setzen wir das Szenario auf eine grüne Wiese, ein Hühnermobil auf einer Kleegrasfläche, blühende Holunder in der Hecke, ein alter Backsteinbauernhof im Osnabrücker Land mit blühenden Rosen, reifenden Kirschbäumen, Wind, Regenschauer - und ein großer Kerl, der Hennen aus den Nestern sammelt und sie in einen kleineren mobilen Hühnerstall setzt.
Das wäre dann wohl ich, Samstagmorgens.

Der einzige Unterschied ist, dass ich mir die Hennen die noch legen heraussortiere, um ihnen (denen die die 12 Monate Legestress noch nicht zu sehr an die Substanz gegangen ist) noch ein paar Monate extra zu geben.
Wo ich den letzten Satz schreibe und mir überlege was ich als letztes Wort setze; "geben", "schenken", "gewähren", "lassen"(???) fällt mir auf, wie sehr es genau das Vokabular ist, das vor allem "die Veganer" in ihren Schriften gegen Tierhaltung anprangern.
Ein, wenn man so will, gottgleich-anmaßendes Vokabular. Da gibt es keine Euphemismen.

Und auch die Gesichtslosigkeit ist gegeben.
Ich nehme die Hennen die auf den Nestern sitzen. Das wars.
Es sind nicht unbedingt diejenigen, die noch die meisten Eier auf zehn Tage oder zwei, drei Wochen gesehen legen, sind nicht unbedingt diejenigen, die die nächsten Monate von der Konstitution her am besten überstünden, oder gar diejenigen die von ihrem Charakter her für die Herdenstruktur essenziell sind - einfach diejenigen, die von ihrem Rhythmus her dran waren am Samstag dem 29. Juni zwischen 5.30 und etwa 10.15 ihre Eier zu legen.
Die einzigen Ausnahmen werden die Hennen sein, die als Pflegefälle aus der Herde genommen wurden und frei auf dem Hof herumlaufen, die beiden Hähne und eine Henne, die der Kindergarten mal humpelnd gefunden, gesund gepflegt, lieb gewonnen und mit einem Bändchen markiert hat.
Sie werde ich mir noch schnappen.

Ansonsten die 90, die ich in den knapp viereinhalb, fünf Stunden in den kleinen Mobilstall sortiert habe.

So selbstkritisch das jetzt klingt, ich finde die Geste, die Hennen nicht einfach allesamt wegzuschlachten, sondern den Versuch zu unternehmen die robusten, die mit der absurd hohen Eierzahl der Hybridhennen über die Legeperiode am besten klarkamen noch ein paar Monate länger zu halten, einen Schritt in die richtige Richtung.

Im Rahmen des Sortierens ist aber ein alter Gedanke wieder gekommen, ein Gedanke, den ich eigentlich schon wieder als zu komplex und umfangreich verworfen hatte: ich hatte mir mal vor ein paar Wochen überlegt als Jahresarbeit im 4. Lehrjahr (Teil der Freien Ausbildung) eine Gegenüberstellung der klassischen Legehennenhaltung, die sich vom Zukauf der 20-wöchigen Hybridhennen, über eine knapp einjährige Legeperiode bis zum Aussortieren und Ersetzen der Hennen erstreckt, mit der Haltung einer Zwiehuhnrasse inklusive Brut, Aufzucht der Legehennen und Bruderhähnchen, der Schlachtung der Hähnchen, der Legeperiode der Hennen, bis zum Abgang, den man bei den etwas schwereren Hennen auch positiver sehen könnte, weil sie im Gegensatz zu den Hybriden nicht nur aus besserem Leder und Knochen bestünden.

Solche Projekte gibt es natürlich schon, einmal das Kollbecksmoorhuhn und zum anderen die Initative "ei care".
Zusätzlich gibt es noch Versuche an verschiedenen Stellen; Höfen, konventionellen Zuchtfirmen und Fachhochschulen, wo auf verschiedene Arten das Bruderhähnchendilemma anzugehen versucht wird, Zuchtversuche mit Sulmtalern, Australorps, Italienern, Zwiehuhnhybriden und so weiter.

Aber die Situation der CSA, wo Menschen sagen, dass sie die Hofprojekte unterstützen, weil sie gut finden was gemacht wird und weil sie den Landwirten ermöglichen wollen andere, weniger von den Tagespreisen abhängige, Wege zu gehen, ist eine Möglichkeit Menschen zu sensibilisieren - vor allem weil es Projekte wie "ei care", die ja versuchen müssen sich im freien Markt zu etablieren anscheinend ein bisschen stockend laufen.

Ich hätte hier die Möglichkeit im vierten Lehrjahr einen solchen Paralleldurchlauf zu machen und dokumentieren, ohne in dem Dilemma zu stecken mich damit wirtschaftlich behaupten zu müssen.

Auch in dem Wissen, den Initatoren von ei care und so weiter in den Hintergründen nicht das Wasser reichen zu können, wäre eine solche Jahresarbeit eine Sache die mich interessieren würde, und wenn es nur herausbringt, dass ich irgendwann nebenbei noch ein paar Hühner halten könnte, die Hähnchen mästen und die Hennen legen lassen, ohne einen finanziellen Verlust einzufahren - oder auch das Gegenteil.

Und, so komisch es für viele klingen mag, da dann das Hennensortieren mir ein nicht ganz so schlechtes Gefühl geben würde, weil ich sie vom ersten Tag her kennen würde, wüsste dass sie mich kennen und wüsste, dass sie Teil des Hofkreislaufes wären - wie "wir" in der biologisch-dynamischen Landwirtschaft uns das eigentlich wünschen.
Und dass sie nicht nur fürs Legen leben, sondern auch um sich ein bisschen wohl zu fühlen - wobei ich sagen muss, dass mich die Hybriden die ich zuhause hatte, oft beeindruckt haben, weil sie schon einiges mehr an Power hatten als Hennen klassischer Rassen die da mit auf dem Hof herumgelaufen sind.
Aber das waren auch drei-, vier-, fünf-, sechs- und siebenjährige Hennen, die ihren Peak an Legeleistung hinter sich gelassen hatten (aber trotzdem noch mehr Eier legten als Italiener-, Ramelsloher-, Maran- oder Araucanahennen (von den Brahmas mal ganz zu schweigen)).






Samstag, 29. Juni 2013

Nun ja..

Moin,
ich habe grad mal wieder reingeschaut um eigentlich einen Post zu schreiben, mir in den Stats die Wege angeschaut über die der Blog hier aufgerufen wurde - und habe zu meinem Erstaunen das hier gefunden:
http://ziehmitdemwind.bboard.de/board/ftopic-94076572nx22786-444.html

Ich weiß nicht genau was ich davon halten soll - es ist irgendwie erschreckend, weil auf mich bezogen, bzw. aus meinen Posts zusammengeschrieben und faktisch schlicht und ergreifend und in einem verwunderlich großen Teil der harten Fakten falsch, plus es ist nicht klar ersichtlich was zitiert - sprich mein Text und was von "haribo" selbst kreiert ist.

Zum Teil sind Sätze aus verschiedenen Posts zu einem zusammengefasst worden und der Ton ist sehr sehr pathetisch. Ich weiß nicht ob "haribo" abgesehen von meinen zwei oder drei Posts über Arvidstorp irgendeine Quelle über Daniel und Cecilia hatte, oder sich mal vor Ort einen Eindruck verschafft hat - ich glaube weder noch.
Die Unterschiedlichen Situationen und Hintergründe sind auch nicht weiter gekannt.

Ich muss mich wohl an die eigene Nase fassen. Ich habe den mir nicht zu privat scheinenden Teil des "Abenteuers", wann immer ich konnte, dokumentiert und wer mich einmal nicht kennt und vielleicht auch zum anderen nicht gründlich genug liest, hat die Möglichkeit die Lücken falsch zu füllen und so zu überraschenden Schlüssen zu kommen.

Ich werde da im Forum mal nachfragen was es mit dem "Artikel" auf sich hat und unter Umständen eine Punkt-für-Punkt-Klarstellung posten - auch wenn der Blog hier wahrscheinlich nach wie vor weit mehr Aufrufe hat als der Forumbeitrag und ich einfach drüber hinweggehen könnte - aber die Faktenunkenntnis und falsche Interpretation bestürzt mich ziemlich.

In dem Sinne und bis auf weiteres - Howdy.