Mittwoch, 25. September 2013

Beispielhafter Post!

Ein sehr schöner Artikel über den Anbau von Supermarkt-Tomaten.
Schön beobachtet und gut und differenziert beschrieben.
Habe den Blog sonst noch nicht gelesen, werde ihn mir aber abonnieren und ihn weiter verfolgen.

http://wurstsack.blogspot.de/2013/09/zu-besuch-bei-den-supermarkt-tomaten.html

Bild aus dem oben verlinkten Artikel.

Samstag, 21. September 2013

Klein&Fein: Einblick in die Milchkuhfütterung

Ergänzend zu dem kommaüberladenen Post von vorher ist mir die Dimension die der Gedanke auch in Richtung Milch hat aufgegangen.

Wenn man sich die Ration einer konventionell gefütterten Kuh im Vergleich zu einer Demeter-Kuh anschaut, kommt man ins grübeln.
Unsere Milchkuhherde bei mir zuhause ist, nach meinem argumentieren, auch nicht perfekt gefüttert.
Ich habe ja gemeint, dass es sich unspezialisiert am besten und vielfältigsten füttern lässt.
Das stimmt auch.



Ein gewisser Teil des Futters ist Feldfutter, sprich vorher eingesätes Grün- und Mahdfuttergemenge, das aus einer überschaubaren Zahl an Komponenten besteht.
Beispielsweise zwei bis drei Gräser und zwei, drei oder vier Leguminosen wie Rotklee, Weißklee, Wicke, Luzerne oder Inkarnatsklee, Gelbklee..
Zusätzlich gibt es noch Heu und auch selbst abzufressendes Gras von Weiden mit längerer Bestandzeit, das dann Standortabhängig sehr unterschiedlich sein kann.
Es kann die ganze Spannweite von feuchten Fettwiesen mit Sauergras- und Binsenanteil bis zu trockensten Magerwiesen mit Thymian und sonstigen Kräutern haben.
Was ich, bevor ich jetzt gleich über die konventionelle Milchkuhration herziehe, sagen wollte: in der ökologischen Landwirtschaft ist es nicht perfekt, aber doch einigermaßen vielfältig.

Eine konventionelle Milchkuhration wird über das Jahr hindurch möglichst gleichmäßig und energiereich gehalten.
Entsprechend wird zum Teil 365 Tage im Jahr im Stall gefüttert, die Kühe kommen, wenn sie Glück haben, während der Trockenstehzeit (die bisschen mehr als anderthalb Monate vor dem nächsten Abkalben) auf die Weide.
Ansonsten gibt es eine Mischung aus Grassilage, Maissilage, Kraftfutter, Mineralfutter und Stroh.
Diese Mischung wird über das Jahr hindurch möglichst wenig verändert.
Der Weidegang wird auf die milchlose Phase beschränkt, weil die Tiere im Weidegang unmöglich vergleichbare Energiedichten wie im Mischfutter aufnehmen könnten.
Das Silofutter hat, durch die Fermentation die das halbfeuchte Gras durchläuft, schon erste Aufbrechprozesse der Kohlehydratketten hinter sich, wodurch das Herankommen an die Energie weniger Aufwand vom Verdauungsapperat der Kuh bedarf.
Das jung gemähte Gras ist eiweißreich und durch das Silieren "leicht verdaulich".

Was nett klingt, vor allem weil wir Menschen unser Essen ja auch durch kochen so behandeln, dass es leichter verdaulich ist, ist in Wirklichkeit aber ein Verbrechen gegen den Verdauungsapperat der Kuh.
Rinder haben die einzigartige Fähigkeit Proteine zu generieren wo keine existieren.
In einer finnischen Studie hat man irgendwann mal Kühen Futter gefüttert, dem künstlich jegliches Eiweiß entzogen wurde und sie haben trotzdem noch 1500kg Milch mit normalem Proteingehalt gegeben (Das ist jetzt unprofessionell quellenlos, aber wer sich dafür interessiert wird es schon finden und auf Wunsch würde ich mich auch auf die Suche begeben).
Was ich damit meine ist, das eiweißreiche und schon vorher teilweise aufgeschlossene Futter belastet die Organe der Milchkühe.
Das übermäßige Eiweiß belastet die Leber und die Harnstoffwerte in der Milch steigen.

Wer meine "beispielhafte" konventionelle Milchkuhration nochmal durchschaut und sich wundert, dass sie zum Teil aus  Stroh besteht, wundert zurecht.
Das Problem, das bei solch intensiven Rationen festgestellt wurde, war dass die Tiere bei solchem halb-aufgeschlossenen Futter keinen Wiederkäu-Reiz verspüren und ein guter Teil des energiereichen Futters ungenutzt den Verdauungstrakt passiert.
Beim Wiederkäuen wird das Futter wieder und wieder ins Maul der Kuh hochgewürgt und mit Speichel vermengt zerkaut und vermatscht, wodurch an immer neue und immer hartnäckiger verschlossene Kohlehydrate herangekommen wird.
Der Wiederkäureflex wird durch etwas ausgelöst, was in der Landwitschaft umgangssprachlich "pieksen" genannt wird.
Silage ist eine weiche schwere Masse und piekst nicht.
Heu ist sogenanntes Rauhfutter und piekst, es muss häufig wiedergekaut werden damit die Kuh an die in ihm liegenden Reserven kommt. Je grober das Heu ist, desto mehr piekst es.
Mit dem Wissen wird in die wenig zum Wiederkäuen inspirierende Futterration grobes Heu ("Pferdeheu") oder Stroh reingemischt, das an sich wenig Energie mitbringt, aber sehr stark piekst.

So wird der Rauhfutterverwerter Kuh, der aus ausgewaschenen und getrockneten Grashalmen Milch machen kann, dahin geführt, eine intensivste Futtermischung, die der Organismus im Grunde nur zur Hälfte verdaut wieder hinten raus kötteln würde, mit allen von der Evolution ausgefeilten Verdauungsmechanismen anzugehen und eine Milch herzustellen, die eigentlich das ist was vorne rein kommt. Nur in weiß.
Dasselbe in weiß sozusagen.

In der Schweiz, in Österreich und in Süddeutschland ist Heumilch bereits ein Qualitätsbegriff.
Alpenmilch könnte auch einer sein, ist aber ein irreführender - intensives, angesätes Ackerfutter wird als "Alpenmilchgrundstoff" durchgehen gelassen, solange es aus der Alpenregion kommt.

Das feuchte Milieu der regulären Grassilage, mit einem Feuchtigkeitsgehalt von oft 65-70% fördert aber auch die Entwicklung und Verbreitung von Colibakterien und Clostridien, die durch unsaubere Futtergewinnung und eventuell einsilierte Tierleichen in das Futter kommen und zum Teil sowohl den Verdauungsprozess, als auch das Verkäsen (und sogar das Pasteurisieren) überstehen.

Bei der Verkäsung von Rohmilch, bzw. beim Käsen ohne Zusatzstoffe muss deswegen schon bei der Futtergewinnung auf absolute Sauberkeit geachtet werden, ein Grund zum Beispiel, dass in der konventionellen Futtergewinnung für Silage und Heu tiefer gemäht werden kann, als für die ökologische Fütterung.
Im Käseprozess kann der Milch das Enzym Lysozym zugesetzt werden (Lebensmittelzusatzstoff E1105), das verhindert, dass die Bakterien, die über den Schmutz ins Futter gelangten und sich beim Pasteurisieren verkapseln, arbeiten und den Käse zum blähen bringen.
Bei Temperaturen über 14°C dauert das ohne Zusatz von Lysozym, das in der EU ausschließlich in der Reifkäseherstellung zugelassen ist, drei Wochen, bei Joghurt und ähnlichen Produkten kann darauf verzichtet werden, weil sie direkt nach der Herstellung in die Kühlung gehen und dadurch das Milieu zu kalt für die Entwicklung der Bakterien ist.

Das gute an einem eigenen Blog ist, dass ich einfach von Kuchen backen auf Pobacken kommen kann und von einem Angriff auf die intensive und nicht artgemäße Fütterung auf die Probleme die diese für die Weiterverarbeitung mit sich bringt.
Ein Satz aber noch zur generellen Geißelung der konventionellen Rinderhaltung, vielleicht auch als Vorgriff auf einen zukünftigen Post: nicht jeder konventionelle Landwirt hält seine Milchkühe vom Weidegang fern und als jemand der versucht die Leute nicht immer über einen Kamm zu scheren möchte ich auch sagen, dass konventionelle Landwirte nicht unbedingt Unmenschen im Vergleich zu ökologischen sind.
Es kommt immer auf den einzelnen Menschen drauf an und was für ein Verhältnis der zu seinen Tieren hat.

Montag, 16. September 2013

Klein&Fein

Ein Gedanke der mir gerade gekommen ist, der im Grunde als sehr massives Argument für kleinteilige, vielfältige Landwirtschaft genommen werden kann, ist, dass die Dinge im Grunde immer am besten schmecken, wenn sie in kleinen, unwirtschaftlichen Zusammenhängen entstanden sind.
Gekommen ist mir der Gedanke als ich gerade vor den drei Schweinen gestanden habe, die meine Eltern zuhause auf dem Hof von dem ich komme halten, um die Molke und die Abfälle zu verwerten.
Wenn die Schweine zum Schlachter gehen, werden sie regelmäßig gefragt, ob sie nicht Lust hätten mehr Schweine zu mästen und sie an den Metzger zu verkaufen.

Die Schweine fressen viele verschiedene Sachen, zu einem guten Teil auch so Sachen wie abgelaufenen Joghurt oder Käsebruch der vom Käsen übrig geblieben ist, dazu noch Gemüsereste und Molke.
So haben sie einen vielfältigen Speiseplan, der sie gesund wachsen lässt.

Ähnlich ist es mit den Hühnern die hier auf dem Bornwiesenhof (auf dem ich gerade auf Heimatbesuch bin) frei herumlaufen.
Das Hühnermobil ist meiner Meinung nach die artgemäßeste Weise Hühner intensiv zu halten und auch die Eier sind geschmacklich die besten die man so kaufen kann - allerdings ist der Sprung von Hühnermobileiern zu den Eiern die die Hühner die bei mir zuhause komplett frei herumlaufen und sich auf Triebwegen, in Hecken, auf dem Futtertisch im Stall und überhaupt auf dem ganzen Hofgelände ihre Mahlzeiten selbst zusammensuchen können, unglaublich.
Meiner Meinung nach nochmal ein solcher Qualitäts- und Geschmacksunterschied wie zwischen konventionellen Eiern und Hühnermobileiern.

Wenn ich höre, wie Verwandte von Kollegen, die mit Bio nichts am Hut haben, erzählen, dass sie die Kartoffeln, die besagte Kollegen als Gastgeschenk mit zu den Verwandten gebracht haben, an alte Nachbarn weitergegeben haben und diese mit Tränen in den Augen gemeint haben, sie hätten seit ihrer Kindheit keine Kartoffeln mehr mit Geschmack gegessen, dann fühle ich mich in dem Gedanken auch bestätigt.

Wenn ich mir im Gegensatz dazu dann vor Augen führe, wie ein Demeter Hof am Bodensee im Moment einen "großen" Schweine-Maststall baut in dem bald 250 Schweine mit Breifütterung gemästet werden, dann kommt mir das fast wie eine Farce vor - Demeter ist zwar der Anbauverband mit den am engsten Gestrickten Vorschriften, trotzdem sind immer noch Welten zwischen den einzelnen Betrieben.
Zwischen den drei Mastschweinen bei mir zuhause, den 40 im Freilauf auf Pente oder den 250, deren Portion jeden Tag exakt gleich aussehen wird und aus gekochten Gemüseresten und Kartoffeln, Getreide, Molke, Eiweißergänzer in Form von Leguminosenschrot und Wasser zu Brei gemischt und maschinell in die Tröge gepumpt wird.
Überall kann man Demeter aufs Etikett schreiben, aber die Schweinchen zuhause sind für den Eigenbedarf, oder eventuell noch für Verwandte, die auf Pente sind exklusiv für die Mitglieder - und die die dann nicht ganz so geil sind, kann man im Bioladen als Demeter-Schweinefleisch kaufen.

Da lobt man sich doch manchmal, dass man Insider ist und an der Quelle der guten Sachen sitzt.
Oder man sollte CSA-Mitglied werden, dann kann man mitbestimmen was auf seinem Teller landet - und sicher sein was es ist.
In dem Sinne viele Grüße aus dem Hunsrück.