CSA ist die Abkürzung für "Community Supported Agriculture", was mit den Begriffen "Gemeinschaftsgetragene Landwirtschaft" oder "Solidarische Landwirtschaft" übersetzt wird.
Griffiger ist einer der Slogans von Hof Pente auf dem ich bin, "Gemeinschaftsgetragene Landwirtschaft - landwirtschaftsgetragene Gemeinschaft", finde ich.
Der Hof sucht sich Mitglieder, die über einen monatlichen Beitrag den finanziellen Bedarf des Hofes ums Jahr herum decken und bekommen dafür das, was der Hof abwirft.
Das ist es sozusagen und ganz unromantisch in aller Kürze.
Es steht aber halt noch viel viel dahinter.
Es als Abo zu sehen wäre falsch.
Es ist, wenn man es von der Realität losgelöst und wunderschön idealistisch in der Perfektion betrachtet ein freiwilliges Geben von beiden Seiten: die Höhe des Mitgliedsbeitrages ist eigenes Ermessen und er wird uns zur Verfügung gestellt, weil die Mitglieder das Projekt gut finden.
Der Gedanke sollte also sein "was ist es mir wert, dass der Hof wirtschaften kann?"
Das wars.
Der zweite Teil ist dann, dass wir als Bauern unser Gemüse nicht unter den Marktbedingungen verkaufen müssen, deswegen geben wir es an die Mitglieder die uns die Möglichkeit geschaffen haben - es ist natürlich ein geben und nehmen und viele rechnen sich aus ob es günstiger oder teurer ist als im Bioladen oder Supermarkt zu kaufen - aber ideal wäre das "Ich unterstütze ein Projekt und bekomme von diesem Projekt Gemüse und so"
Die Mitglieder sind die einzigen Abnehmer, sie haben Einblick und Einfluss auf das Hofgeschehen, es kommen hier mehrmals in der Woche Mitglieder die helfen, der Hof hat sein gesichertes Einkommen (so knapp es vielleicht kalkuliert sein mag - es ist da), die Menschen sehen wie wir arbeiten, an was wir arbeiten, wie viel wir arbeiten, sehen was dabei rumkommt, was dabei für uns rumkommt - das sind alles Sachen die im normalen landwirtschaftlichen Kontext so nicht gegeben sind.
Selbst die Höfe die versuchen möglichst Regional zu vermarkten sind irgendwie ein abstraktes Bild in den Köpfen der Kunden, bei den Mitgliedern ist es anders.
Jeden Freitag ist Abholtag, das heißt, dass die Produkte, das Gemüse, die Eier, ab und zu auch Fleisch, die in der Woche "fertig geworden sind", sprich angefallen, sprich geerntet oder geschlachtet, direkt auf dem Hof an die Mitglieder gegeben werden.
Zum Teil ist es so, dass es noch Extrageschichten gibt, wie zum Beispiel Zuckerschoten oder Erdbeeren Pflücken - und im Winter gibt es Lagergemüse.
Normalerweise müssen Landwirte jedweder Ausrichtung versuchen möglichst viel Quantität vom Acker oder aus dem Garten zu holen, wir haben knapp 200 Mitglieder, da bringt es uns nicht viel 5000 Blumenkohls zu pflanzen, nur weil der auf dem Stück wo der Kohl gerade steht gut wächst.
Es muss haushaltsmäßiger angebaut werden, wir sind im Grunde Hausgarten für 210 Menschen.
Und das ist in irgendeiner Form tatsächlich so.
Sebastian und Julia, die hauptsächlich freitags im Abholraum das bindende Glied zwischen den Mitarbeitern und den Mitgliedern bilden, kennen alle Mitglieder beim Namen und wissen die Vorlieben bezüglich der Gemüse und Bastian meinte gestern zu mir, dass es nicht nur so ist, dass die Mitglieder wissen wo das alles herkommt, sondern, dass er auch weiß wo das alles hingeht.
Und das ist das Besondere glaube ich.
Es ist wie ein erster Schritt zurück in eine tatsächliche, überschaubare und "vertraubare" Gemeinschaft, in der sich Menschen gegenseitig unterstützen und gegenseitig füreinander gerade stehen.
Die Einzelkämpfermentalität bekommt bisschen Konkurrenz vom "sich gegenseitig stützen".
Was gerade in der Landwirtschaft, sprich der Ernährung, startet, wird sich hoffentlich noch bisschen ausweiten.
Hier auf Pente gibt es einen Bauernhofkindergarten, wo Kinder, die sonst irgendwann mal mit 17 ihre erste Kuh gestreichelt hätten, die Gelegenheit haben mit Tieren aufzuwachsen.
Es gibt auch regelmäßig Abendveranstaltungen in künstlerischen, politischen und agrarpolitischen Bereichen und der Hof ist Platz für Kurse und Seminare.
Das könnte man alles noch weiter spinnen.
Im Geografieabitur gab es eine Aufgabenstellung "Das perfekte Dorf der Zukunft" skizzieren zu sollen und ich habe damals eine Utopie entworfen, in der sich ein ganzes Dorf in solch einem Kreislauf bewegt.
Unter anderem hab ich da auch das CSA gedacht - allerdings ohne davon je was gehört zu haben, aber auch die ganzen anderen Facetten des Zusammenlebens, von Babykrippen bis Altenteil im Grunde, könnten abgedeckt sein und seit Internet muss man nicht mal unbedingt in Stadtnähe sein um einem normalen Job nachzugehen.
Es ist keine neue Idee, weil "früher" war das ja alles so, aber es wäre doch sehr sehr groß ein solches Projekt auf die Beine zu stellen - Ökodörfer gibt es ja, aber eine Dorfgemeinschaft in der sich Nicht-Freaks aller politischen Couleurs (in braun gibts das schon...) unter der Fahne der Gemeinschaft versammeln wäre was krasses.
Ich hatte das Projekt fiktiv nach Rebberlah in der Lüneburger Heide gepflanzt, ein sehr kleines aber sehr schönes Dorf in dem meine Familie mal gewohnt hat als ich sehr klein war - also falls wer aus Rebberlah das hier liest, bitte melden, wir machen dann sowas.
Aber nicht dogmatisch sondern so wie es passt, wa? :D
Achso, jetzt bin ich wohl bisschen vom Ursprungsthema abgeschweift, aber ich habe ja groß und Kursiv zusammengefasst was CSA ist und bin dann bisschen in dem was CSA noch sein kann(/wird??) herum geschwommen..
Also das ist CSA.
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