Montag, 16. September 2013

Klein&Fein

Ein Gedanke der mir gerade gekommen ist, der im Grunde als sehr massives Argument für kleinteilige, vielfältige Landwirtschaft genommen werden kann, ist, dass die Dinge im Grunde immer am besten schmecken, wenn sie in kleinen, unwirtschaftlichen Zusammenhängen entstanden sind.
Gekommen ist mir der Gedanke als ich gerade vor den drei Schweinen gestanden habe, die meine Eltern zuhause auf dem Hof von dem ich komme halten, um die Molke und die Abfälle zu verwerten.
Wenn die Schweine zum Schlachter gehen, werden sie regelmäßig gefragt, ob sie nicht Lust hätten mehr Schweine zu mästen und sie an den Metzger zu verkaufen.

Die Schweine fressen viele verschiedene Sachen, zu einem guten Teil auch so Sachen wie abgelaufenen Joghurt oder Käsebruch der vom Käsen übrig geblieben ist, dazu noch Gemüsereste und Molke.
So haben sie einen vielfältigen Speiseplan, der sie gesund wachsen lässt.

Ähnlich ist es mit den Hühnern die hier auf dem Bornwiesenhof (auf dem ich gerade auf Heimatbesuch bin) frei herumlaufen.
Das Hühnermobil ist meiner Meinung nach die artgemäßeste Weise Hühner intensiv zu halten und auch die Eier sind geschmacklich die besten die man so kaufen kann - allerdings ist der Sprung von Hühnermobileiern zu den Eiern die die Hühner die bei mir zuhause komplett frei herumlaufen und sich auf Triebwegen, in Hecken, auf dem Futtertisch im Stall und überhaupt auf dem ganzen Hofgelände ihre Mahlzeiten selbst zusammensuchen können, unglaublich.
Meiner Meinung nach nochmal ein solcher Qualitäts- und Geschmacksunterschied wie zwischen konventionellen Eiern und Hühnermobileiern.

Wenn ich höre, wie Verwandte von Kollegen, die mit Bio nichts am Hut haben, erzählen, dass sie die Kartoffeln, die besagte Kollegen als Gastgeschenk mit zu den Verwandten gebracht haben, an alte Nachbarn weitergegeben haben und diese mit Tränen in den Augen gemeint haben, sie hätten seit ihrer Kindheit keine Kartoffeln mehr mit Geschmack gegessen, dann fühle ich mich in dem Gedanken auch bestätigt.

Wenn ich mir im Gegensatz dazu dann vor Augen führe, wie ein Demeter Hof am Bodensee im Moment einen "großen" Schweine-Maststall baut in dem bald 250 Schweine mit Breifütterung gemästet werden, dann kommt mir das fast wie eine Farce vor - Demeter ist zwar der Anbauverband mit den am engsten Gestrickten Vorschriften, trotzdem sind immer noch Welten zwischen den einzelnen Betrieben.
Zwischen den drei Mastschweinen bei mir zuhause, den 40 im Freilauf auf Pente oder den 250, deren Portion jeden Tag exakt gleich aussehen wird und aus gekochten Gemüseresten und Kartoffeln, Getreide, Molke, Eiweißergänzer in Form von Leguminosenschrot und Wasser zu Brei gemischt und maschinell in die Tröge gepumpt wird.
Überall kann man Demeter aufs Etikett schreiben, aber die Schweinchen zuhause sind für den Eigenbedarf, oder eventuell noch für Verwandte, die auf Pente sind exklusiv für die Mitglieder - und die die dann nicht ganz so geil sind, kann man im Bioladen als Demeter-Schweinefleisch kaufen.

Da lobt man sich doch manchmal, dass man Insider ist und an der Quelle der guten Sachen sitzt.
Oder man sollte CSA-Mitglied werden, dann kann man mitbestimmen was auf seinem Teller landet - und sicher sein was es ist.
In dem Sinne viele Grüße aus dem Hunsrück.

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